In Schleswig-Holstein brüten jährlich knapp vierzig Paare der Wiesenweihe, ein wichtiger Anteil des deutschen Brutbestands dieses seltenen Greifvogels. Das Wildtierkataster stellt seit mehr als zwanzig Jahren den Schutz und die Erfassung der Wiesenweihe in Schleswig-Holstein sicher.
Da die Wiesenweihe am Boden brütet, insbesondere in Getreide, wurde in Jahren mit früher Ernte ein Teil der Bruten ausgemäht. Mit Ankunft der Weihen aus ihren Winterquartieren wird der Brutplatz ermittelt, um mit dem Landwirt, wenn nötig einen Schutzvertrag abzuschließen. Dieser beinhaltet entweder Ausgleichszahlungen für das Stehenlassen einer Fläche von 50x50m oder das Aufstellen eines Schutzgitters um das Nest bis die Jungen flügge sind.
Die Durchführung liegt dabei überwiegend in der Hand von fast 100 Ehrenamtlichen, ganz überwiegend handelt es sich um ortsansässige Jäger oder Landwirte. Koordination, Schulung neuer Mitarbeiter und Schutz und Erfassung, wo keine Ehrenamtlichen sind, wird durch eine hauptamtliche Kraft seitens des Wildtierkatasters sichergestellt.
Seit Beginn des Projekts wurden fast 1000 Brut- oder Revierpaare erfasst. Die dabei gesammelten Daten helfen neue Herausforderungen beim Schutz dieser Art rechtzeitig zu erkennen. So verlagert sich der Verbreitungsschwerpunkt der Wiesenweihe aus den Marschen in die übrigen Landesteile, gleichzeitig scheint die Zahl der Brutpaare abzunehmen. An den Ursachen wird derzeit intensiv geforscht.
Im Jahr 2017 lag der Bestand bei 30 Paaren. Bei 22 davon konnte ein Brutnachweis erbracht werden, weitere 8 Paare sind als brutverdächtig eingestuft worden. Durch Erfassungslücken ist vermutlich von wenigen weiteren Paaren auszugehen. Hinzu kommen 12 Paare oder Einzelvögel, die zwar zur Brutzeit gesichtet wurden, allerdings nicht in Verbindung mit einer Brut gebracht werden konnten. Die Zahl der Brutpaare lag damit auf dem niedrigsten Stand seit 1995.
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brut waren 2018 denkbar schlecht. Zum einen hatte der nasse Herbst vielerorts dazu geführt, dass kein Wintergetreide eingebracht werden konnte. Dadurch war bei Ankunft der Weihen im Mai teilweise keine geeigneten Bruthabitate vorhanden. In der Folge brachen einige Paare Brutversuche nach der Balz ab. Die es versucht hatten, sahen sich mit einem durch die ungewöhnliche Trockenheit teils erheblich früheren Erntebeginn konfrontiert. Aus diesem Grund gab es eine Rekordzahl von Schutzverträgen. Durch den frühen Druschbeginn konnten einige Nester erst während der Ernte von aufmerksamen Jägern und Landwirten gerettet werden, es lohnt sich also, die Landwirte bei Ihnen im Revier über das Projekt zu informieren.
Vielfach waren von dem frühen Druschtermin auch Rohrweihen betroffen. Diese sind meist vor den Wiesenweihen flügge und daher normalerweise weniger gefährdet. Um auch in diesen Fällen helfen zu können, wurde das Schutzprogramm in Absprache mit dem zuständigen Ministerium dahingehend aufgestockt, dass auch Rohrweihen geschützt werden können, was auch gleich vielfach in Anspruch genommen wurde. Dies wird auch 2019 fortgeführt werden.
Das Wildtierkataster bittet daher alle Jägerinnen und Jäger bei Sichtung von Wiesen- und auch Rohrweihen diese umgehend zu melden und das Artenschutzprojekt wo möglich zu unterstützen. Sollten Sie nicht sicher sein, ob es sich um Weihen handelt, besuchen wir sie auch gerne im Revier.
Christian Hertz-Kleptow
Wildtierkataster Schleswig-Holstein