Hand in Hand für den Artenschutz: Eiderstedter Jäger und die Stiftung Eiderstedter Natur engagieren sich gemeinsam für den Wiesenvogel und Bodenbrüterschutz. Das aus Mitteln des Landes Schleswig-Holstein finanzierte Projekt wurde ins Leben gerufen, nachdem die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln und Bodenbrütern im Europäischen Vogelschutzgebiet/Natura 2000 Gebiet Eiderstedt, hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist und sich die Bestände nicht wie erwartet erholt hatten.
Der anhaltende Prädationsdruck von Füchsen, Marderhunden und anderen Beutegreifern führte insbesondere bei Uferschnepfen und Kiebitzen zu erheblichen Gelege- und Kükenverlusten, sodass der Managementplan des Vogelschutzgebietes jagdliche und nichtjagdliche Maßnahmen zur Erhöhung des Reproduktionserfolges dieser beiden Arten vorsieht.
Nachdem im Zeitraum 2011 bis 2016 bereits ein Vorläuferprojekt erfolgreich umgesetzt wurde, werden die Anstrengungen nun noch einmal verstärkt. Dabei soll in den nächsten fünf Jahren eine Mischung aus jagdlichen und nichtjagdlichen Maßnahmen den Prädationsdruck lindern. Neben der intensiven Bejagung der Raubsäuger mit Fallen, auf Ernte- Treib-, Lock- und Baujagden, sollen im Projektgebiet auch nichtjagdliche Maßnahmen durchgeführt werden, die die Rückzugsgebiete für die Prädatoren sowie Nist- und Ansitzmöglichkeiten für Raben- und Greifvögel minimieren. Unter anderem sollen auch Prädationsschutzzäune und prädatorensichere Überfahrten errichtet werden.
Das große ehrenamtliche Engagement der Eiderstedter Jäger hätten der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Dr. Walter Hemmerling, und der Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein, Wolfgang Heins, gerne während einer geplanten Auftaktveranstaltung auf Eiderstedt gewürdigt. Mit Blick auf die aktuelle Coronalage, haben sich die Projektträger jedoch dazu entschieden, die Gesundheit aller Beteiligten zu priorisieren und schweren Herzens beschlossen die Veranstaltung abzusagen. Ein neuer Termin wird anberaumt, sobald sich die Coronalage wieder beruhigt hat und alle Beteiligten wieder unbeschwert zusammenkommen können, ohne sich Sorgen um die eigene Gesundheit oder die lieber Angehöriger machen zu müssen.
Der Projektfortschritt wird darunter jedoch nicht leiden. Die neuen Fallen sind bereits bestellt und das Winterhalbjahr soll wie geplant dazu genutzt werden, um die Fallen im Projektgebiet aufzubauen, so dass sie spätestens im Jagdjahr 2022/23 zum Einsatz kommen können.
Parallel zum Aufbau der Fallen werden die Bestände der Wiesenvögel, im Rahmen einer sogenannten Nullkartierung erhoben, um eine Bewertungsgrundlage für den Erfolg der Maßnahmen zu schaffen. Im Laufe des fünfjährigen Projektes werden dann jährlich die Schlupfraten sowie, in sogenannten Hot Spots, auch der Aufzuchterfolg bewertet. Seitens der Jägerschaft werden parallel hierzu die Strecken erhoben sowie Bauten kartiert und Geheckgrößen dokumentiert.
Die Stiftung und die Jägerschaft haben sich bei einem Treffen, an dem u.a. Bodo Laubenstein und Bonke Häger von der KJS Eiderstedt sowie der Vizepräsident des LJV Stephan Gülck und der Geschäftsführer des LJV, Marcus Börner, teilgenommen haben, auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verständigt und vereinbart, alle jagdlichen und nichtjagdlichen Maßnahmen in enger Abstimmung miteinander durchzuführen. So sollen zum Beispiel bei Schilfmäharbeiten die lokalen Jäger vorab informiert werden, um die Bereiche gegebenenfalls abstellen zu können oder Informationen, die beim Vogelmonitoring gewonnen werden, mit der Jägerschaft geteilt werden.
Das Projekt findet bundesweite Beachtung und bietet der Jägerschaft eine große Chance, den Nutzen jagdlicher Maßnahmen für den Naturschutz zu demonstrieren. Es ist darüber hinaus eine tolle Gelegenheit für uns, Hand in Hand mit nichtjagenden Naturschützern auf das gemeinsame Ziel, den Wiesenvogel- und Bodenbrüterschutz hinzuarbeiten.
Frank Zabel, Wildbiologe (M.Sc.)
Projektkoordination Prädationsmanagement auf Eiderstedt