Marderhund (Nyctereutes procyonoides) und Waschbär (Procyon lotor) – Neozoen auf dem Vormarsch in Schleswig-Holstein: Untersuchungen zum Einfluss auf heimische Tierarten und als Reservoir von Infektionskrankheiten

Ursprünglich in Ostasien beheimatet und 1928 als Pelztier in die ehemaligen UdSSR eingebürgert, hat sich der Marderhund als Neozoen stetig nach Westen ausgebreitet. Der erste Nachweis für Schleswig- Holstein stammt aus dem Jahr 1932, der nächste Hinweis aus dem Jahr 1971, seit Ende der 1990er Jahre pflanzt sich der Marderhund in Schleswig-Holstein fort. Der Bestand ist wachsend und in Ausbreitung befindlich. Im Jagdjahr 2019/20 Betrug die Jagdstrecke der Marderhunde in Schleswig- Holstein 9.411 Tiere, deutschlandweit wurden 33.440 Tiere erlegt. Marderhunde ernähren sich eher sammelnd als jagend, ihre Nahrung besteht aus einem hohen pflanzlichen Teil sowie Regenwürmern, Insekten, Amphibien, Fischen, Reptilien und kleinen Säugern, sowie Aas.

Im Jahr 1927 wurden in Hessen  Waschbären ausgesetzt, in den darauffolgenden Jahren gelangten erneut Tiere in unterschiedlichen Teilen Deutschlands in die Freiheit und eine freilebende Population etablierte sich. Der erste Nachweis für Schleswig-Holstein stammt aus dem Jahr 1956 und schon 1975 wurde von der erfolgreichen Vermehrung der Waschbären berichtet. Im Jagdjahr 2019/20 betrug die Jagdstrecke der Waschbären in Schleswig-Holstein 710 Tiere, deutschlandweit wurden aber schon 202.293 Tiere erlegt. Ein langsamer Anstieg der Population in Schleswig- Holstein ist zu verzeichnen und in den letzten Jahren häufen sich die Meldungen u.a auch im Westküstenbereich. Sein ausgeprägter Tastsinn erlaubt es dem Waschbären effektiv Spalten, Baumverstecke und Nisthilfen auf Nahrung zu prüfen, hierbei ist er den autochthonen Prädatoren wahrscheinlich überlegen und kann daher zusätzliche Verluste bei höhlen- und baumbrütenden Vogelarten, sowie bei Fledermäusen bewirken. Als Allesfresser besteht bis zu 50% seiner Nahrung aus pflanzlichen Bestandteilen, während sich die tierische Nahrung aus Kleinsäugern, Vögeln und deren Eier, Reptilien, Amphibien, Fischen, Krebsen, Insekten und Weichtieren zusammensetzt.

In dem Projekt, das von der Obersten Jagdbehörde (MELUND) aus der Jagdabgabe finanziert wird, sollen Auswirkungen und Gefahrenpotential der beiden Neozoen auf unsere heimischen Tierarten untersucht werden. Gesundheitsstatus und das Vorkommen von Infektionserregern der Tiere sollen erfasst und ihr Nahrungsspektrum untersucht werden.

Hierbei benötigen wir Ihre Mithilfe. Von Jägern entnommene Tiere, sowie Totfunde sollen am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Büsum (ITAW) obduziert werden und weiterführende bakterielle, virologische und parasitologische Untersuchungen vorgenommen werden. Zudem soll eine Altersbestimmung der Tiere erfolgen. Die Analyse von Mageninhalten soll Aufschluss über das Nahrungsspektrum der Tiere liefern.

Daraus ableitend können erste Aussagen zum Einfluss des Marderhundes und Waschbären auf heimische Tierarten getroffen werden. Darauf aufbauende Folgestudien erlauben die Entwicklung eines langfristigen Management.

Nach der guten Zusammenarbeit mit der schleswig-holsteinischen Jägerschaft in den zurückliegenden Jahren in anderen Studien, hoffen wir nun auch im Marderhund/Waschbärenprojekt auf Ihre Unterstützung bei der Beprobung der Tiere. Deshalb bitten wir um Ihre Mithilfe!

Jana Klink ist Tierärztin am ITAW und zuständig für das Projekt und die Untersuchungen der eingesandten Marderhunde und Waschbären. Es interessieren vor allem Tiere die nicht angefüttert wurden – ist dies der Fall vermerken Sie bitte womit angefüttert wurde! Wenn Sie ein Tier erlegt oder ein totes Tier gefunden haben und es zur Untersuchung zur Verfügung stellen wollen kontaktieren Sie uns bitte schnellstmöglich:

Telefon: 0511 8568154 (werktags)

ITAW-Telefon: 015111631688 (auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten)

Email: Jana.Christina.Klink@tiho-hannover.de

Wir werden dann eine Abholung der Tiere organisieren. Die Tiere können bis zur Abholung auch tiefgefroren gelagert werden, wenn wir sie nicht direkt abholen können.

Wir hoffen auf Ihre Mithilfe!

 

Mit freundlichen Grüßen

Tierärztin Jana Klink

Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert