Situation bei Wild- und Hausschweinen:

Wildschweine: Im Mai 2020 ereigneten sich die meisten neuen ASP-Fälle in Ungarn und Polen. Unter den Fällen in Polen waren auch wieder zahlreiche im Westen des Landes, jedoch nicht näher an der deutsch-polnischen Grenze als frühere Funde. Russland und Südkorea meldeten weitere ASP-Fälle bei Wildschweinen.

Hausschweine: Im Mai 2020 meldete Rumänien 29 Ausbrüche bei Hausschweinen. Mit Ausnahme von drei kommerziellen Be­trieben handelte es sich um Kleinhaltungen. In einer Haltung wurde ASP-Virus in gefrorenem Schweinefleisch nachgewiesen. Polen meldete im Mai keinen weiteren Ausbruch bei Hausschweinen. Aus der Ukraine wurde ein Ausbruch in einem Betrieb mit 150 Tieren gemeldet. Die Lage in Weißrussland ist mangels verfügbarer Daten nach wie vor schwer einzuschätzen. Die ASP hat nun auch Indien erreicht. Am 19. Mai 2020 wurden elf ASP-Ausbrüche aus den nordöstlichen Bun­desstaaten Assam und Arunachal Pradesh gemeldet. Diese grenzen an Myanmar bzw. auch an China, wo das ASP-Virus seit Monaten kursiert. In den elf betroffenen Betrieben mit insgesamt 11.000 Tieren war bereits seit Januar 2020 eine erhöhte Sterblichkeit beobachtet worden. Aus China, den Philippinen und Vietnam wurden im Berichtszeitraum weitere Ausbrüche gemeldet. In China wurden mittlerweile 1,2 Millionen Schweine getötet.

Kommentar:

Weltweit breitet sich die ASP weiter aus und überschreitet immer wieder neue Landesgrenzen. Mit Indien sind nun 13 Länder in Asien von ASP betroffen (China, Mongolei, Vietnam, Kambodscha, Südkorea, Nordkorea, Laos, Myanmar, Philippinen, Ost-Timor, Indonesien und Papua-Neuguinea). Als Ursache für die überregionale Verbreitung werden Fahrzeug- und Personenkontakte, die Verfütterung von Speiseabfällen und Tiertransporte vermutet. In der EU einschließlich der Ukraine und Moldawien hat sich die Anzahl der an ADNS gemeldeten ASP-Fälle bei Wildschweinen im Vergleich zu den Vormonaten in etwa halbiert. Allerdings ist die Anzahl Fälle, die nach Redaktionsschluss des Radar Bulletins im März und April gemeldet wurden, um mehrere Hundert Tiere gestiegen, so dass damit gerechnet werden muss, dass auch im Mai die Anzahl betroffener Wildschweine deutlich höher liegen wird. Im Berichtszeitraum meldeten auch Namibia und Südafrika weitere ASP-Ausbrüche. Im Radar Bulletin wird auf das ASP-Geschehen in Afrika üblicherweise nicht näher eingegangen, weil dort der ASP-Infektionszyklus grund­sätzlich anders ist und nicht unmittelbar mit dem aktuellen Geschehen in Europa und Asien zusammenhängt. Dennoch kursiert auch in Afrika das ASP-Virus.

Folgen für Deutschland:

Die kürzeste Distanz eines bestätigten Falles in Polen zur deutschen Staatsgrenze beträgt zwar nach wie vor etwa 10,5 km, dennoch ist die Gefahr einer ASP-Einschleppung nach Deutschland weiterhin hoch. Von zentraler Bedeutung ist daher vor allem die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen und die Früherkennung. Das ASP-Virus ist extrem lange in der Umwelt haltbar, vor allem in Blut, Fleischprodukten und Kadavern. Schweine- oder Wildschweinefleisch aus betroffenen Gebieten dürfen nicht nach Deutschland mitgebracht wer­den. Jägerinnen und Jäger, Forstleute und Landwirte werden gebeten, aufgefundenes Fallwild an die zuständige Behörde zu mel­den, beispielsweise über die kostenfreie App tierfund-kataster.de. 

Quellen/Links: Friedrich-Loeffler-Institut, GOV.UK, KVG, FAO, OIE-Wahis, ProMED, ADNS, PAFF, EMPRES-i