Der Deutsche Falkenorden wird seine alle zwei Jahre stattfindende Hauptversammlung verbunden mit gemeinsamen Beizjagden sowie weiteren Veranstaltungen als Ordenstagung 2022 vom 26. bis zum 30. Oktober 2022 in Schleswig-Holstein durchführen. Für diese gemeinsamen Beizjagden bitten die Falkner die Jäger und Revierinhaber in Schleswig-Holstein um Hilfe und Unterstützung. Der DFO hat heute 1600 Mitglieder und gliedert sich in Landesverbände. Der Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein wird im kommenden Jahr zum sechsten Mal die Ordenstagung mit internationaler Beteiligung ausrichten (nach Schwarzenbek 1957, Leck 1968 und 1978, Bad Bramstedt 1992 und Schleswig 2010). Tagungslokal wird das Waldschlösschen in Schleswig sein.

Einen wesentlichen Hauptteil der Ordenstagung bildet die Möglichkeit für Falkner aus ganz Deutschland und aus vielen anderen Ländern, am 27. bis 29. Oktober 2022 in Revieren Schleswig-Holsteins mit ihren Beizvögeln in kleinen Gruppen gemeinsam zu jagen. Dazu benötigt der gastgebende Landesverband entsprechend geeignete Jagdmöglichkeiten auf Kaninchen, Hase, Fasan und Enten. Bei geeigneten Revierverhältnissen ist auch Beizjagd auf Fuchs, Nilgänse oder Silbermöwen denkbar. Für die gern ausgeübte Beizjagd auf Rabenkrähen braucht man großräumige zusammenhängende Reviere, da die Krähenschwärme mit dem Auto gesucht und angefahren werden. Die Falkner bitten hiermit die Revierinhaber in Schleswig-Holstein um ihre Unterstützung durch Zurverfügungstellung von Revieren an den drei vorgenannten Tagen für die Ausübung der Beizjagd. Aufgrund der z.T. schwierigen Niederwildbestandsverhältnisse werden auch weite Anfahrtswege in Kauf genommen. Wer ein Revier zur Verfügung stellen möchte oder sich erstmal näher informieren will, wendet sich bitte an Dr. Andreas Engelke unter E-Mail: a.engelke@me.com oder per Telefon an Jeremy Böhm Tel. 01708027688.

Die Beizjagd – also die Jagd auf freilebende Wildtiere durch den Einsatz dazu abgerichteter (abgetragener, wie es in der Falknersprache heißt) Greifvögel – entstand vor tausenden von Jahren wohl in den Steppen Innerasiens und verbreitete sich von dort sowohl nach Osten bis nach Japan als auch nach Westen bis nach Spanien, Portugal, Frankreich und England. In Deutschland gab es in der Vergangenheit drei Phasen besonderer Beliebtheit der Falknerei (5. bis 7. Jahrhundert n.Ch., das Hochmittelalter von 1200 bis 1450 und das Barock von 1600 bis 1760). Mit der Aufklärung und der Französischen Revolution erlosch die Falknerei in Deutschland und im übrigen Europa fast vollständig. Durch die Gründung des Deutschen Falkenordens 1921 wurde sie in Deutschland wiederbelebt und strahlte von da in die europäische Nachbarschaft und bis Nordamerika aus. Heute umfasst die 1968 in Düsseldorf gegründete Internationale Vereinigung der Falkner 110 Mitgliedsverbände aus 87 Staaten aller bewohnten Erdteile, d.h. die Falknerei ist weltweit verbreitet.

Unmittelbar nach Beitritt Deutschlands zum UNESCO-Abkommen über das immaterielle Kulturerbe wurde die Falknerei – als bisher einziger Bestandteil der Jagd – in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. Damit verpflichtet sich der Staat, die Falknerei als Kulturgut zu erhalten, zu fördern und zu schützen. Inzwischen ist die deutsche Falknerei zusammen mit der aus 23 anderen Staaten auf die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit durch die UNESCO aufgenommen worden.

In Deutschland sind die Haltung von Greifvögeln und die Ausübung der Beizjagd streng reglementiert. Wer die Beizjagd ausüben will, muss zusätzlich zur Jägerprüfung die Falknerprüfung abgelegt haben und Inhaber eines Falknerjagdscheins sein. Laut Bundeswildschutz-Verordnung dürfen für die Zwecke der Beizjagd nur bis zu insgesamt zwei Vögel der Arten Habicht, Sperber, Wanderfalke oder Steinadler gehalten werden. Die Haltung legal erworbener, nichtheimischer Greifvögel ist allerdings zahlenmäßig nicht begrenzt. Die Mehrzahl der heute eingesetzten Beizvögel kommt aus der von Falknern in den USA und insbesondere im Deutschen Falkenorden (DFO) entwickelten Zucht von Greifvögeln in Menschenhand.

Eine Besonderheit bei der Beizjagd besteht darin, dass der Anblick des Jagdablaufs auch für Zuschauer hochinteressant ist und ihnen Einblicke in Naturabläufe gibt, die bei wilden Greifvögeln in dieser Form nur höchst selten zu sehen sind. Ein aus dem über 100 Meter hohen Anwarten in den Steinstoß übergehender Wanderfalke bei der Verfolgung eines Fasans oder einer Ente ist z.B. ein faszinierender Anblick und ein unvergessliches Erlebnis.

H.-A. Hewicker