Am 31. Juli 2020 wurde in Tating im Kreis Nordfriesland ein Muntjak gestreckt. Der Abschuss erfolgte auf Anordnung des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Weil es sich bei den Zwerghirschen um eine invasive Art handelt, sollen sie beseitigt werden, bevor sie in Europa heimisch werden.

Das Muntjak wurde in den letzten Julitagen 2020 mehrfach von Spaziergängern und Anwohnern in Tating im westlichen Eiderstedt beobachtet. Diese informierten örtliche Jäger über ein „merkwürdiges Tier, eine Mischung aus Hase oder Hund und Reh“. Eine Anwohnerin konnte ein Foto dazu senden, das eindeutig ein Muntjak zeigte.

Binnen zwei Tagen nach Meldung an die Behörden erging dann vom Land Schleswig-Holstein die Anordnung der Entnahme. Darin steht unter anderem: „Aufgrund der oben genannten Rechtsvorschriften ordne ich Ihnen als Jagdscheininhaber und Jagdausübungsberechtigten (..) an, Chinesische Muntjaks (Muntiacus reevesi) im Revier (…) durch Abschuss aus der Natur zu entnehmen. Diese Maßnahme ist mit dem Ziel der Bestandserschöpfung durchzuführen.“ Und weiter heißt es: „Die sofortige Vollziehung der Anordnung wird (…) angeordnet, da die Beseitigung invasiver Arten in der frühen Phase der Invasion gemäß EU-VO 1143/2014 ein sofortiges Handeln und die unmittelbare Maßnahmenumsetzung erforderlich macht.“

Neben der Entnahmeanordnung wurde vom Kreis Nordfriesland eine Genehmigung zum Abschuss auch in befriedeten Bezirken erteilt. Diese war notwendig, da das Muntjak immer wieder auch in Hausgärten am Ortsrand gesehen wurde.

Muntjaks werden vor allem in Zoos oder Tierparks gehalten, selten auch von privaten Besitzern. In England, wo die ersten der Zwerghirsche Anfang des 20. Jahrhunderts in die freie Wildbahn entkamen, wird der Bestand auf mittlerweile rund 50.000 Tiere geschätzt, die heimisches Wild verdrängen und Schäden an land- und fortwirtschaftlichen Flächen anrichten. Seit Ende März sind beim Land Schleswig-Holstein verschiedene Meldungen von Muntjaks in freier Natur eingegangen.

Der Bewegungsradius des Muntjaks wird anhand der Sichtungen binnen einer Woche auf rund fünfzig Hektar geschätzt. Es hielt sich vor allem in den Abendstunden auf freien Flächen auf, tagsüber wurde es beim Überqueren der Wege in den wenigen Waldbeständen gesehen. Es zeigte sich nicht vertraut und sprang in dichtes Unterholz ab, wenn Spaziergänger näher kamen.

Nachdem zunächst einige Male vergeblich versucht wurde, das Muntjak nach Sichtungen zu lokalisieren und zu erlegen, kam es dann am 31. Juli 2020 in den Abendstunden zur Strecke. Das wahrscheinlich noch junge, männliche Tier wog 14 Kilogramm, weist die typischen Fangzähne im Oberkiefer, eine weiße Wedelunterseite und ein kurzes, unverecktes Geweih auf. Derzeit wird davon ausgegangen, dass es sich um ein einzelnes Tier handelte. Seine Herkunft ist unbekannt, zuvor gab es eine Sichtung weiter nordöstlich auf Eiderstedt.