Über ein Drittel der Jagdreviere melden bundesweit ein Vorkommen. Spitzenreiter sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. In Städten wie Bremen und Hamburg ist die Situation noch dramatischer.

(Berlin, 5. August 2025) Die südamerikanische Nutria breitet sich weiter in Deutschland aus: Die invasive Art kam 2023 in über einem Drittel (35 Prozent) der teilnehmenden Jagdreviere vor, eine Verdopplung gegenüber 2015. Das hat negative Folgen für den Hochwasser- und Artenschutz: Das Nagetier untergräbt Flussufer ebenso wie Deiche und vernichtet Schilfgürtel – wichtige Kinderstuben für Vögel, Fische oder Amphibien. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat diese und weitere Ergebnisse heute veröffentlicht und fordert die Aufnahme der Nutria ins Bundesjagdgesetz sowie ein Bekenntnis der Politik zur Fangjagd. Die Art steht auf der Liste der gebietsfremden invasiven Arten Europas.

Daten aus über 23.000 Jagdrevieren ausgewertet

Die Jagdstrecken der Landkreise in Schleswig-Holstein von 2014 bis 2023 sind massiv angestiegen und lassen Rückschlüsse auf die Populationsentwicklung zu. (Quelle Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein)

Grundlage der Auswertung sind Daten von bundesweit über 23.000 Jagdrevieren aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Das entspricht mehr als einem Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Daten aus Bayern liegen nicht vor, die schleswig-holsteinischen Werte stammen aus dem Jahr 2020. WILD ist das bundesweit größte Monitoringprogramm der Jägerschaft, unter anderem für zahlreiche Säugetiere.

Die meisten Vorkommen im Norddeutschen Tiefland gemeldet

In der Tieflandregion Norddeutschlands gibt es anteilig die meisten gemeldeten Nutria-Vorkommen im Jahr 2023: Nordrhein-Westfalen liegt mit 60 Prozent vorn, gefolgt von Niedersachsen (55 Prozent) und Sachsen-Anhalt (50 Prozent). Von 2015 bis 2023 ist die Zahl der gemeldeten Vorkommen vor allem in zwei Bundesländern stark gestiegen: In Niedersachsen um das 2,5-fache und in Nordrhein-Westfalen um das 2-fache. Die großen Fließgewässer Rhein, Ems, Weser und Elbe sowie deren Nebenarme bieten den Tieren ideale Lebensgrundlagen.

Explosionsartige Zuwächse im urbanen Raum

Im Stadtstaat Bremen meldeten zuletzt 93 Prozent der Reviere die Anwesenheit der Nutria, eine Steigerung um das 6-fache gegenüber 2015. Bremen steht symbolisch für eine starke urbane Besiedlung durch die Nutria, die auch in Hamburg zu beobachten ist – mit einem Wert von 74 Prozent im Jahr 2023. Durch unerlaubte Fütterung, klimatische Vorteile und jagdliche Einschränkungen sind Nutrias mittlerweile besonders häufig in städtischen Bereichen vorzufinden, wo sie auch tagaktiv werden und ein großes Vermehrungspotenzial haben.

In den meisten Bundesländern hat die Nutria mittlerweile eine Jagdzeit oder es gibt besondere Genehmigungen für eine Entnahme. Für die Saison 2023/24 weist die Jagdstatistik fast 117.500 Tiere aus – ein neuer Rekord. Fast drei Viertel der Nutrias kamen zusammen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zur Strecke. Nahezu jedes zweite Tier (44 Prozent) aus der Jagdstatistik wird mit der Falle gefangen. In Bremen liegt der Wert sogar bei knapp zwei Dritteln und in Niedersachsen bei über der Hälfte.

Weitere Informationen zur Nutria gibt es auf jagdverband.de. Am Niederrhein hat die Nutria innerhalb von wenigen Jahren über 90 Prozent des Schilfs vernichtet. Das Projekt „Lebendige Röhrichte“ zeigt, wie eine Wiederbesiedlung gelingen kann.

Die Verbreitungskarte der Nutria in Schleswig-Holstein der Jahre 2015 und 2020 zeigen, wie sich die Art schnell ausbreitet. In diesem Jahr erfolgt die nächste Erfassung der Nutria-Verbreitung in Schleswig-Holstein. (Quelle Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein)