Die 12. Landeshubertusmesse lockte etwa 1000 Zuhörer in das Gotteshaus.

Die 12. Landeshubertusmesse lockte etwa 1000 Zuhörer in das Gotteshaus. Von Rüdiger Jacob

Innenstadt. Was für ein stimmungsvoller Gottesdienst: Bei der 12. Landeshubertusmesse des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein – dem Erntedankfest der Jäger – hatten die Jagdhörner am Sonnabend in der Marienkirche das Sagen. Etwa 1000 Besucher kamen in den Genuss einer ganz besonderen Messe.

Schon die Uniformen der 80 Bläser, das „Tenue“ genannte Outfit ließ einen außergewöhnlichen Anlass erahnen. „Alle Geschöpfe göttlichen Ursprungs gilt es zu hegen und zu pflegen“, sagte Marienpastor Robert Pfeifer. „Diese Achtung vor den Geschöpfen zählt zu den Verhaltensregeln der Jägerschaft“, so der Geistliche, der die Bläser und Jäger begrüßte, und zum Gebet der Jäger lud. Die musikalische Leitung der Messe hatte Michael Mull, die Bläser und die Gemeinde begleitete Marienorganist Johannes Unger. Zuvor gab es Kostproben der Jagdmusik der Bläsergruppe Herzogtum Lauenburg Nord hören. „Jagd ist Achtung vor der Schöpfung. Jagd dient heute nicht alleine dem Selbstzweck, sondern ist ein Dienst an der Natur mit weitreichender Verantwortung, wie dem Erhalt eines gesunden artenreichen Wildbestandes, sowie deren Lebensräume, Prävention von Wildseuchen und vielem mehr“, erklärt Landesbläser-Obfrau Mandi-Rose Wargenau-Hahn, die am Sonnabend auch in traditioneller Kluft erschien. Auch die Musik gehöre dazu: „Der Hörnerklang ist ein wichtiger Teil der Jagd und im jagdlichen Brauchtum fest verankert. Die Musikstücke der Hubertusmesse sind Ton und Melodie gewordenen Empfindung für die Schönheit der Natur, der Freude an der Jagd und der Dankbarkeit für die Schöpfung“, so die Bläserin.

Die Gestaltung der Messe ist außergewöhnlich. Die musikalischen Elemente werden vorrangig von Parforcejagdhörnern getragen, die früher als Signalinstrumente, vor der Jagdgesellschaft her reitend, geblasen wurden. Die Messteile entstammen der französischen „Grand Messe de St. Hubert“. Seit 1997 gibt es in Schleswig-Holstein als einzigem Bundesland die überregional bekannte Landeshubertusmesse. Inzwischen hat sie in anderen Bundesländern und im Ausland viele Freunde gefunden, die sich entweder als aktive Bläserinnen und Bläser oder als Zuhörerinnen und Zuhörer an ihr beteiligen. Alle zwei Jahre wechselt die Messe in eine andere Kreisjägerschaft – jetzt zum zweiten Mal in Lübeck.

„Halali“ und „Horidoo“ – die Begriffe sind schnell erklärt: Das sind schlicht Worte aus der Jägersprache. So wird sich bei der Jagd begrüßt, oder werden die Jagdhunde angefeuert. Aber auch Hörner werden geblasen, wenn Wild geschossen wird. Es sind Jagdsignale, mit denen sich die Jäger verständigen.

Die Technik, mit dem Jagdhorn Nachrichten zu übertragen, erfreute sich schon im 17. und 18. Jahrhundert großer Beliebtheit bei den Jägern. Auch heute noch werden die Hörner eingesetzt, um sich über weite Instanzen zu verständigen. Michael Mull ist kein Jäger, aber er kennt sich aus mit der Jägersprache. Und beherrscht das Jagdhorn: „Ins Horn wird zu Beginn einer Jagd geblasen, oder dann, wenn etwa ein Schwarzwild erlegt wurde. Aus hoher Achtung“, wie Mull sagt.

Von Wald und Flur zurück in die Kirche: In St. Marien war es der fast raue Klang der Hörner, der durch die Kirchenorgel zu einem wahren Raum- und Klangerlebnis wurde. Das Wechselspiel von Wort und Klang versetzte viele Zuhörer in Erstaunen und hinterließ bei vielen einen sichtlich tiefen, nachhaltigen Eindruck.

Lübecker Nachrichten, 17.11.2019 von Rüdiger Jacob