Am 06. November wurde ein Damhirsch in Mecklenburg erlegt, der ohne jedwede Fluchtreaktion, apathisch auf einer Straße stand. Bei der Untersuchung des Wildkörpers fiel ein blumenkohlartiges Geschwür an seiner Pinselspitze und eine zum Bersten gefüllte Blase auf. Als uns diese Nachricht erreichte, ergab sich im Laufe der Recherchen, dass sich nur wenige Tage zuvor, am 04. November ein ähnlicher Fall in der Segeberger Heide (Schleswig-Holstein) zugetragen hatte. Leider war zu diesem Zeitpunkt von beiden Hirschen kein geeignetes Material für eine histologische Untersuchung und virologische Diagnostik mehr auffindbar, so dass nur Rückschlüsse aufgrund der gemachten Fotos möglich sind.
Das auf den Fotos dokumentierte Krankheitsbild erinnert an die vom Menschen bekannte Blumenkohlpeniserkrankung, die durch Humane Papillomaviren (HPV) verursacht und i.d.R. durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Bis zum Ausbruch der Krankheit beim Menschen können bis zu 8 Monate vergehen. Wir wissen von Pferden, dass Papillomaviren die ihnen oft zugesagte Wirtsbindung längst nicht immer einhalten, so wird z.B. die Sarkoidose der Pferde durch Bovine Papillomaviren ausgelöst. Bei der Untersuchung erkrankter Stücke sollte daher unbedingt auf angemessene Hygiene geachtet werden.
Ähnliche Fälle bei Damhirschen sind seit zehn Jahren aus Mecklenburg bekannt und Prof. Pfannenstiel hat von einem Fall aus der Schorfheide
berichtet, der wahrscheinlich auf die gleiche Ursache zurückzuführen ist. Leider liegt zu keinem der bisher bekannten Fälle eine veterinärmedizinische Untersuchung vor.
Wenn Sie ein Stück Schalenwild mit derartigen krankhaften Veränderungen schon einmal erlegt haben oder von so einem Fall Kenntnis haben, wären wir für Nachricht darüber mit eventuellen Fotos dankbar. Sollten Sie so ein Stück erlegen oder von der Erlegung erfahren, so informieren Sie uns bitte unbedingt über info@ljv-sh.de und heben die Brunftrute sowie die Brunftkugeln für weitere Untersuchungen tiefgekühlt auf, so dass wir in die Lage versetzt werden, mit Hilfe von Veterinärmedizinern die tatsächliche Ursache dieser Erkrankung abzuklären.
Kurz vor Veröffentlichung des Berichtes wurde ein weiterer Fall aus Mecklenburg bekannt. Die Probe wurde gesichert.